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6. Juni 2024

Der schuldig gewordene Mensch

Kommentar zum 10. Sonntag im Jahreskreis von Claude Bache (09.06.2024)

Der schuldig gewordene Mensch ist Adam, wie wir in der alttestamentlichen Lesung des kommenden Sonntags (Gen 3,9-15) erfahren. Adam ist nicht irgendeiner, nicht der andere Mensch. Adam: Das bin ich persönlich mit meiner Schuld.

Schuld aber ist in der Bibel nicht in erster Linie ein Wort der Moral, sondern der Religion. Das Vertrauen zwischen Adam und Gott ist zerstört. Adam kann Gott wegen seiner Schuld nicht mehr in die Augen sehen. Er fürchtet sich. Darum versteckt er sich. Und da es zwischen ihm und Gott nicht mehr stimmt, wird er sich selbst fremd. Er erkennt sich als nackt.

Gott will das Vertrauen zum schuldig gewordenen Adam wiederherstellen. Er ruft ihn: „Wo bist du?“ Gott führt mit Adam ein Gespräch. Es ist wie eine Vernehmung, eine Gerichtsverhandlung. Die Reihe de Fragen und Antworten deckt auf, wie es zur Schuld gekommen ist. Gott gibt dem schuldig gewordenen Menschen eine Chance. Er wird nicht ohne Gerichtsverhandlung verurteilt. Vielmehr wird er für sein Tun zur Verantwortung gezogen. Er wird als Schuldiggewordener von Gott ganz ernst genommen. Er behält in seiner Schuld seine Würde als Geschöpf und Ebenbild Gottes. Das zeigt sich vor allem darin, dass er aus seiner Sicht den Vorgang des Schuldigwerdens zur Sprache bringen darf. Er hat das Recht, sich zu verteidigen. Er bleibt vor Gott ein freier Mensch. Er wird von Gott ganz ernst genommen.

Wir im Neuen Bund wissen, dass wir uns nicht mehr selbst vor Gott zu verteidigen brauchen. Jesus Christus ist unser Anwalt. Er tritt für uns ein. Er hat unsere Schuld auf sich genommen. Er hat unsere verfehlte Lebensgeschichte an sein Kreuz geheftet, den Schuldschein, der gegen uns sprach. Er selbst ist für uns zur Sünde geworden, damit wir vor Gott Gerechtigkeit sind.

Der Apostel Paulus hat es so formuliert: „Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges noch Gewalten, weder Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn“ (Röm 8,38f).

Die Frage Gottes an Adam: „Wo bist du?“ ist heute an uns gerichtet, an jeden von uns. Gott fragt uns, wo wir uns in unserem Leben befinden. Sind wir im Laufe unseres Lebens Jahr um Jahr Gott nähergekommen? Oder haben wir uns durch Schuld immer weiter von ihm entfernt? „Wo bist du?“ Wo wir auch immer sind, Gott ruft nach uns. Er ruft uns bei unserem Namen. Das ist ein Zeichen dafür, dass er uns die Gnade seines Vertrauens schenkt, so dass wir unter seinem Antlitz in Zuversicht und Hoffnung leben können.

Claude BACHE
 
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